Die Sache mit dem Extremismus lässt mich nicht los – es gibt natürlich überall Extremisten, doch dass es hierzulande so viele davon gibt, (nicht nur in Ernährungsfragen) sehe ich als eine allgemein protestantische und insbesonders deutsche Sache an.
Der Protestantismus zeichnet sich dadurch aus, dass man dem geschriebenen Wort folgt, mehr oder weniger alleine ist mit dem mehr oder weniger gütigen Herrgott im Himmelreich. Dabei ist das eigene Gewissen die oberste Instanz und ständiger Plagegeist. Die Katholiken können im Zweifelsfall immer noch Beichten oder Spenden – nicht umsonst war der Ablasshandel ein besonderes Erlebnis Business. Auch die protestantische Weltsicht ist eher sachlich und jenseitsbezogen, wohingegen die Katholiken schon in den Kirchen einen Vorgeschmack des Himmels (wie sie ihn sich vorstellen) erfahren wollen.
Das Deutsche an sich bläst ins selbe Horn; es gab eine gemeinsame Sprache (für die der Urprotestant Luther auch einiges getan hat) und irgendwann kristallisierte sich eine gemeinsame Ideologie heraus, das Gefühl, dass man deutsch sei, obwohl der Landstich aus unzähligen Fürstentümern bestand. Auch hier ist das „echte und wahre“, die Idee, prägend und konstituiert dann irgendwann das Land, was wir so oder so ähnlich heute kennen. Eine Idee, ein Prinzip, als wichtiges Element bei der Betrachtung der Welt, wichtiger als die erlebte Realität.
Ich würde sagen, dass diese beiden Faktoren (neben dem oft unbehaglichen Wetter) größe Schuld an der deutschen Miesepertigkeit tragen, die auch, aber nicht nur, manche Veganer hierzulande reitet und der Sache keinen Gefallen tut.