Wie so oft im Leben gilt auch beim veganen Leben die Devise: der Weg entsteht, wenn man ihn geht. Und langsam ist der Weg recht gemütlich, liegt quasi in Trampelpfadmanier vor mir aus.
Als ich angefangen habe, musste ich auf jedes zweite Produkt draufschauen – und viele davon wieder an den Platz im Regal zurücklegen. Mittlerweile weiß ich schon vorher, worin sich eh Schweinegelantine oder Farbstoffe aus Läusen befinden. Sogar die Lust nach einigen dieser Dinge wird kleiner. Meine Lieblingsbrause, zum Beispiel, bleibt jetzt Standartmäßig im Supermarkt – was meinem Insulinspiegel und meinem Bauchumfanf auch nicht schaden sollte.
Dazu kommt, dass ich, wenn ich meinen Kühlschrank aufmache, nun wirklich nichts mehr ergreifen könnte, was nicht vegan wäre – auch der Freestyle Kochabend geht also problemlos über die Bühne, seit ich die Rinderbrühe und die Gewürzmischung mit verstecktem Milchzucker zu der echten Gelantine in meinen Giftschrank gepackt habe. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – was es so schwer macht etwas zu ändern, ist gleichzeitig ein großer Trumpf: Wenn man erst mal etwas geändert hat, dann fällt es irgendwann auch leicht, ja man vergisst beinahe, dass es einmal anders war. Zumindest, wenn man die Änderung annimmt, sie wirklich will.
Ich habe meine Lungen beispielsweise ab dem fünfzehnten Lebensjahr aktiv mit Zigarettenrauch verpestet, bis ich anfang Dreißig war. Nach diversen halbherzigen Versuchen, mal mehr, mal weniger freiwillig, bin ich immer wieder dem teerigen Trott der alltäglichen Versuchung erlegen.
Heute könnte ich mir gar nicht vorstellen, mir wieder solch ein stinkendes Ding in den Hals zu ziehen und viel Geld für einen langsamen, qualvollen Tod in die Staatskassen zu spülen. Ähnlich empfinde ich langsam das Motto meiner Jugend: „Zu jedem Hauptgericht gehört Fleisch.“
Anders werden ist schwer, aber anders sein wird irgendwann normal.