Dicke Luft in der Wohnung – ich habe jetzt drei Sunden in der offenen Küche gestanden und gekocht. Das habe ich schon immer gerne gemacht, leider leide ich seit einem halben Jahr an chronischem Zeitmangel und komme nur noch selten dazu. Und das, obwohl man gerade für vegane Ernährung nach Stand der Dinge eine Menge Zeit in der Küche benötigt.
Heute aber habe ich mir diese Zeit genommen und die Ergebnisse werden mich bis zur Wochenmitte begleiten: Spaghetti Bolognese aus Sojaschnetzeln, ein Sylter Salatdressing mit Agar-Agar, Nutellaersatz und Belugalinsencurry mit Kokosmilch.
Alles vegan und lecker – und meine erste Berührung mit Beluga-Linsen.
Das ist das tolle an dieser Challenge für mich, dass ich mich dadurch zwinge, neue Rezepte auszuprobieren, die, so oder so, weiterhin einen wichtigen Platz in meinem immateriellen Kochbuch haben werden. Auch was die Ernärung angeht gilt: Stillstand ist der Tot, man sollte immer offen für Neues sein.
Nachdem ich fertig bin und alles eingetupert auf der Arbeitsfläche steht, sehe ich ein kleines Problem an dieser Form der Ernährung: Ohne massive Zeitressourcen ist es eigentlich unmöglich, lecker vegan zu leben. Wenn man nicht ein Heidengeld ausgeben möchte.
Ich habe an anderer Stelle auf die eigentlich zu erwartenden günstigen Preise für vegane Ernährung hingewiesen, die meines Erachtens nach von unserer Subventionsmaschine zunichte gemacht werden, aber das ist leider nicht alles – Veganer sind auch eine kleine Zielgruppe und oft aus einer speziellen Demografie.
Wer sich wirklich Gedanken um sein Essen macht, der ist wahrscheinlich eher gewillt, mehr Geld auszugeben. Und er ist eher fähig dazu, weil solche Gedanken ein gewissens Reflektionsvermögen implizieren, das sich selten negativ auf die Lohnhöhe auswirkt. (Ausnahmen bestätigen auch da die Regel.)
Da wir also eine öknomisch potentere Zeilgruppe haben, die auch noch bewusst einkauft und der meistens auch noch Bio-Zetrtifizierungen wichtig sind, wäre jede Lebensmittelfirma bescheuert, wenn sie da den Preis nicht dementsprechend gestaltet.
Diese nachvollziehbare, betriebswirtschaftliche Sicht macht es schwer, einen Omnivoren davon zu überzeugen, auf das vegane Lager umzusteigen, und sei es für den Anfang nur für eine Mahlzeit in der Woche: Denn warum sollte jemand, der auf etwas „verzichtet“ dafür auch noch mehr bezahlen?
Nur mir bezahlbaren und leckeren Angeboten kommt der vegane Ernährungsmarkt langfristig aus der engen Nische heraus – oder die Leute kochen eben mehr.