Wie ich einmal am Anfang angerissen habe, bin ich kein überzeugter Veganer. Wenn der Osterhase kommt, die Fastenzeit also vorbei ist, und ich nicht wie Jesus über Wasser gehen kann, werde ich vermutlich wieder zu dem werden, was man wohl neudeutsch „Flexitarier“ nennt – einen weitestgehend vegetarischen Zeitgenossen, dem beizeiten ein Stück Fleisch zwischen die Kauleisten fliegt.
Ich sehe natürlich ein, dass es ethischer ist, das ganze Leben auf tierische Produkte zu verzichten. Das ist die Maximalforderung und ich verstehe sie sehr gut – ich denke philosophisch Konzepte, im Rahmen meiner Möglichkeiten, bis zum Ende durch. Dann ist, wenn es um absolutes Tierwohl geht, der Vegetarismus nur der halbe Weg und der Flexitarismus ein Scheiß.
Ich verstehe auch, dass eingefleischte Veganer das genau so empfinden, dass sie aus ethischer Perspektive eine reinere Form leben, als es Flexitarier oder Vegetarier tun.
Dann kommt aber meist der nächste Schritt: das Abwerten.
Ich habe selten mit Veganern zu tun gehabt, die mir nicht nach kürzester Zeit erzählt haben, dass sie Veganer sind und dass ich ein schlechter Mensch bin, weil ich es nicht bin – und das selten nur implizit ausgedrückt.
Sorry, aber von bei einem miesepetrigen Club möchte ich keine Mitgliedskarte beantragen. Wenn ich meinen Freunden und meiner Familie von meinem Experiment erzähle, dann verziehen sie meistens das Gesicht, weil man befürchtet, ich mutierte jetzt zu einem meckernden Extremist, der ihnen nicht das Butter auf dem Brot gönnt.
Fröhlicher Veganismus lädt zum Mitmachen ein!
Wahrscheinlich wird der ein oder andere vegane Mensch diese Zeilen hier lesen, darum mein Apell: Wenn es Euch um das Tierwohl geht, dann ist jeder Vielfleischfresser, der zum Flexitarier und jeder Flexitarier, der zum Vegetarier wird, zwar ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für das Indiividuum und ein Plus für das Tierwohl.
Macht das nicht durch Genörgel kaputt!
Was denkt Ihr dazu?