Tag 7 – die Energie fühlen

Die Headline klingt jetzt, als hätte ich eine Instanterleuchtung hinter mir – zum Buddha nach einer Woche veganem Leben? Nicht wirklich.

Mir geht es um eine andere Sache, die mir in der ganzen Diskussion immer zu kurz kommt.

Die Energieseite.

Damit will ich nicht auf die pechschwarzen Karmawolken hinweisen, die einen gewissenslosen Tiermörder zweifellos umwehen, sondern auf die Energiebilanz am Beispiel von Milch.

Es ist doch offenbar so, dass es zwei gangbare Möglichkeiten gibt, um eine flüssige Fett-Öl-Emulsion zu schaffen.

  1. Man schmeißt Sojabohnen in Wasser, lässt das ne Weile quellen und presst die dann aus. Noch ein paar andere Zutaten und fertig ist die Sojamilch. Ähnliches gilt für die meisten anderen Milchersatzflüssigkeiten, ohne die nun einfach ein Müsli nicht auskommt.
  2. Man legt lange hochgezüchteten Kälbern unzählige Portionen an Soja zum Fressen hin, damit sie groß und stark und dickeutrig werden. Es dauert dann eine Weile, bis sie Geschlechtsreif werden. Als nächstes werden sie schwanger gemacht von Bullen, die auch gefressen haben wollen und Kälbchen werden geboren, deren Lebendgewicht auch nicht von ungefähr kommt. Dann braucht man zusätzlich noch Wasser, Wärme, ein Dach über dem Kopf und meist eine Antibiotika-Flatrate.
    Nach all dem kommt irgendwann, mittels einer Saugmaschine, fertige Milch aus dem Euter, die neben dem Fett und dem Wasser noch ein bisschen Zucker und einige Hormone enthält.

Diese Punkte sind richtig, ob ich jetzt Bio, Freiland, Demeter oder weiß der Teufel was für Methoden anwende. Die Unterbringung und die Anzahl an Medikamenten variiert, vielleicht wird sogar irgendwo im Allgäu auch noch händisch gemolken, aber egal, wie man es dreht und wendet: man muss die ständige Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen der Legionen an Nutztieren „mitbezahlen“.

Und diese Punkte bleiben richtig, ob ich mich für das Tierwohl interessiere oder ob es mir an meinem mehr oder minder haarigen Allerwertesten vorbei geht.

Das ist meiner Meinung nach einer der besten Gründe für vegane Ernährung – denn ob man sich für die ethische Behandlung von Tieren einsetzt, ob man die moralische Erlaubnis aus der Bibel abliest, sich die Erde untertan zu machen oder ob es einem einfach nur egal ist, ob man den Studien glaubt, die Veganern bessere Cholesterinwerte bescheinigen oder ob man den Studien glaubt, deren Autoren positive Auswirkungen bestreiten: über die Energiebilanz lässt sich eben nicht streiten.

Worüber sich leider auch nicht streiten lässt, ist die Tatsache, dass sich diese immense Energieersparnis nicht in den Preisen widerspiegelt – ein himmelschreiendes Unding, das sich nur durch den Subventionsirrsinn in der EU erklären lässt, der alle allbekannten Industrien fördert, die nicht bei drei auf den Bäumen sind.

Eine Politik, die die Energieersparnis bei der Erzeugung nicht zu einer Preisersparnis beim Käufer werden lässt, ist falsch und gehört abgeschafft.

Meinungen dazu?

Tag 6 – Beobachtungen

Leider habe ich heute sehr wenig Zeit – Besuch beim Arzt, bei den Eltern und nachher noch eine Klausur stehen auf der Agenda. Also in aller Kürze einige Sachen, die mir aufgefallen sind.

  1. Eine kleine Blutabnahme ( nur so ein winziges Test-Röhrchen ) hat mich ziemlich schwindlig gemacht, obschon ich sonst die 400 ml beim Blutsauger vom Roten Kreuz gut wegstecken kann. Vielleicht ist das Zufall.
  2. Den lustig-hitzigen Diskussionen mit meinem Vater wird, neben unseren politischen Differenzen, diese Ernährungsgeschichte hinzugefügt. Highlight: „Der Mensch ist Allesfresser, vegan ist nicht natürlich.“ „Dann nimm die Brille ab.“
  3. Zu Klausuren pfeife ich mir gerne eine Tafel Schokolade rein – was sich jetzt als schwierig gestaltet, selbst vegane Gummibärchen sind nicht ganz so einfach aufzutreiben. Überzuckerter Kaffee und Haselnüsse müssen also erstmal genügen. Etwaige schlechte Ergebnisse kommen also glasklar auf die Negativ-Liste. 😉

PS: Habe gestern Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich selbst gemacht. Ich will mich ja nicht selber loben, aber Nutella kann einpacken.

Tag 5 – Einladen!

Wie ich einmal am Anfang angerissen habe, bin ich kein überzeugter Veganer. Wenn der Osterhase kommt, die Fastenzeit also vorbei ist, und ich nicht wie Jesus über Wasser gehen kann, werde ich vermutlich wieder zu dem werden, was man wohl neudeutsch „Flexitarier“ nennt – einen weitestgehend vegetarischen Zeitgenossen, dem beizeiten ein Stück Fleisch zwischen die Kauleisten fliegt.

Ich sehe natürlich ein, dass es ethischer ist, das ganze Leben auf tierische Produkte zu verzichten. Das ist die Maximalforderung und ich verstehe sie sehr gut – ich denke philosophisch Konzepte, im Rahmen meiner Möglichkeiten, bis zum Ende durch. Dann ist, wenn es um absolutes Tierwohl geht, der Vegetarismus nur der halbe Weg und der Flexitarismus ein Scheiß.

Ich verstehe auch, dass eingefleischte Veganer das genau so empfinden, dass sie aus ethischer Perspektive eine reinere Form leben, als es Flexitarier oder Vegetarier tun.

Dann kommt aber meist der nächste Schritt: das Abwerten.

Ich habe selten mit Veganern zu tun gehabt, die mir nicht nach kürzester Zeit erzählt haben, dass sie Veganer sind und dass ich ein schlechter Mensch bin, weil ich es nicht bin – und das selten nur implizit ausgedrückt.
Sorry, aber von bei einem miesepetrigen Club möchte ich keine Mitgliedskarte beantragen. Wenn ich meinen Freunden und meiner Familie von meinem Experiment erzähle, dann verziehen sie meistens das Gesicht, weil man befürchtet, ich mutierte jetzt zu einem meckernden Extremist, der ihnen nicht das Butter auf dem Brot gönnt.

Fröhlicher Veganismus lädt zum Mitmachen ein!

Wahrscheinlich wird der ein oder andere vegane Mensch diese Zeilen hier lesen, darum mein Apell: Wenn es Euch um das Tierwohl geht, dann ist jeder Vielfleischfresser, der zum Flexitarier und jeder Flexitarier, der zum Vegetarier wird, zwar ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für das Indiividuum und ein Plus für das Tierwohl.

Macht das nicht durch Genörgel kaputt!

Was denkt Ihr dazu?

Tag 4 – Zeitverzug

Ein paar Sätze zu mir:

Ich arbeite bei einer recht ansehnlichen Werbeagentur als Copywriter, lerne die Theorie dahinter beim Kreativkader, einer der besten Schulen in dem Bereich, und arbeite noch als Keller.

Folglich habe ich weder Zeit noch Geld.

Eigentlich denkbar schlechte Bedingungen, mich mit dem Veganismus zu befassen… Doch alles auf dieses ominöse „Morgen“ zu verschieben, löst schließlich auch keine Probleme.

Was ich schnell bemerkt habe ist, dass die Gleichung Zeit = Geld erweitert gehört, Zeit = Geld = Veganismus.

Wenn man es wirklich ernst meint, dann muss man den meisten Kram selber kochen. Ich habe heute vegane Bolognese gemacht, die wirklich fleischlos glücklich macht und mich über drei Werktage begleiten wird. Eine rote Beete Suppe wartet im Tiefkühlschrank und asiatische Gemüsepfannen sind schnell gemacht – dennoch ist es alles in allem mit deutlichem Zeitaufwand verbunden. Die ganzen schnellen Schweinereien, die man sich in der Mittagspause gönnen könnte, fallen raus, zusammen mit 80% der günstigen Mittagstischangebote.

Noch bin ich guter Dinge, dass ich es schaffe, satt zu werden – ab nächster Woche bin ich immer bis mindestens 22:30 unterwegs. Ob ich dann noch vorkochen mag?

Mal sehen.

Tag 3 – Alles schnell

Heute habe ich so gar keine Zeit, etwas zu schreiben… Zwischen dem ersten Job (6h) und dem zweiten (8h) bin ich lieber noch mal Joggen gewesen.

Zwei Sachen sind mir heute aufgefallen:

  1. Ich habe sehr miserabel geschlafen
  2. Ich habe meinen Geschwindigkeitsrekord auf 10 km gebrochen.

Wäre ich jetzt ein eingefleischter Carnivore, dann wäre meine Ernährung Schuld an 1, wäre ich ein Mitglied der harten Veganersekte, käme die Power für 2 aus der Sojabohne.

Aber ich weiß: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, Wetter ist nicht gleich Klima, schlechter Schlaf rührt nicht nur von Mangelernährung und Fitness kommt von Training.

Mal sehen, ich hoffe einerseits, dass sich etwas tut, glaube aber nicht dran – eine komische Placebo/Nocebo Mischung.

PS: Kaffee ohne Milch schmeckt doof, Kaffee mit Sojamilch schmeckt noch doofer… Bin jetzt auf Kaffee schwarz mit Zucker umgestiegen, was, so munkelt man, auch nicht die gesündeste Trinkweise sein sollte. Mal sehen, vielleicht finde ich eine Alternative, die den Begriff wert ist.

Tag 2 – Echtes und Falsches

Ich lebe noch. Eine gute Nachricht. Denn obwohl ich auch sonst nicht jeden Tag Fleisch gegessen habe, fällt mir schon heute auf, dass ich auf einige Sachen verzichten muss – Pizza und Oreo-Eis am Stiel, um nur zwei Dinge zu nennen.

Aber das Verzichten ist auch die Idee dahinter.

Verzichten? Nicht mit uns!

Das sagen viele Anbieter von Tierfälschungsprodukten. Und sie lügen wie gedruckt!
Wie kann man sich eine „vegane“ Bratwurst reindrücken, wenn selbige aus 20 Zutaten besteht, von denen nur zwei oder drei gesund klingen?
Überhaupt haben viele „Alternativprodukte“ eine Zutatenliste wie der Beipackzettel von einem Krebsmedikament. Dann geht das Argument, dass veganes Essen sehr gesund sei, schneller über die Wupper, als ich „veganer Schmelzkäsegenuss“ sagen kann.
Außerdem: was, zum Teufel, soll „vegane Leberwurst“ sein?
In welcher bizarren Paralleldimension passen die Worte „vegan“ und „Leberwurst“ zusammen?
Wer mag eigentlich den pupsigen Wassergeschmack von Soja-Milch? Ich dachte auch immer, dass das Wort „Milch“ einen Bezug zu Säugetieren aufweist oder zumindest die Flüssigkeit beschreibt, die aus einer Pflanze kommt – und nicht in Wasser eingeweichte und ausgedrückte Bohnen exotischer Herkunft.

Verzichten? Jein.

Natürlich schmeiße ich auf mein veganes Frühstücksbrot keine Fake-Salami aus Erdölderivaten und Sojaproteinen – ich werfe gegrillte Zucchini und Krautsalat drauf und schmiere selbstgemachten Hummus drunter.
Es ist KEIN Salamisandwich, genauso wenig, wie es eines wäre, wenn ich veganen Salamiersatz gekauft hätte.
Es ist etwas anderes.
Etwas Besseres.

Mahlzeit.

 

 

Tag 1 – Wieso, weshalb, warum?

Am Aschermittwoch ist alles vorbei – in meinem Fall die fröhliche Fleischfresserei, die miese Milchtrinkerei und der Meergroße Mayonnaisekleks auf zur Unkenntlichkeit frittierten Kartoffelstäben.

Warum?
Ich interessiere mich nicht besonders für Tierrechte. Schlimme Videos und Bilder klicke ich meistens weg, für ethische Gedanken in der Richtung bin ich zu viel mit anderen Fragen beladen. Ich bin nicht bei Peta, beim BUND auch nicht und Greenpeace kann mir gestohlen bleiben.

Warum denn dann?
Ich habe eine arg reißerische Dokumentation gesehen, in der totkranke Menschen wieder jung und fit geworden sind, dank veganer Ernährung – dem Jesus Christus unter den Ernährungsweisen, der die Alten und Lahmen und die Siechen aufnimmt und heilt.
Natürlich ist das Blödsinn und die Doku wurde im Anschluss von hundert Leuten in der dünnen Luft zerrissen.

Dennoch hat mich da der Gedanke gepackt: Warum nicht mal ausprobieren?
Was kann es schaden?
Oder werde ich dann auch so biestig wie die paar Veganer, die ich kenne?
Da ich aus Köln komme und man nach Aschermittwoch hier fastet (Bier, Zigaretten, Süßigkeiten und/oder RTL2) habe ich mich entschlossen, bis zum Osterfest zu fasten.

Nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist – als passionierter Pizzajunkie und Gyrosliebhaber wird das ein Abenteuer für mich.

Warum also nicht?!
Jeden Tag gebe ich hier ein kleines Update, ein paar Gedanken oder zumindest einen Tipp aus der neuveganen Fleischvermisserecke.

Also Feuer frei!

PS: Heute gibt es zum Mittag viel Obst und Sandwiches mit Ajvar, Hummus, gegrillter Aubergine und Krautsalat. Lecker!